Mit dem Wohnmobil durch Skandinavien - Teil 1

Mitte Mai diesen Jahres haben wir uns einen kleinen Traum erfüllt: Eine Reise durch Norwegen und Schweden mit dem Wohnmobil. Vier Wochen mit Mann und Baby auf engstem Raum: Bei dem Gedanken daran wurde mir - ehrlich gesagt - auch etwas mulmig, weil ich zuvor nicht eine einzige Nacht in einem Wohnmobil verbracht hatte und nie wirklich was mit dem Camperleben anfangen konnte. Doch die Aussicht auf ein Abenteuer mit meinen zwei Männern und flexibles Reisen mit hoffentlich tollen Fotomotiven auf dem Weg ließen die Bedenken schnell beiseite treten. Vorneweg: Es hat sich mehr als gelohnt! Norwegen ist atemberaubend, Schweden wieder sehr entspannend und furchtbar liebenswert. Nach über 5000 gefahrenen Kilometern und 4000 Fotos kehrten wir aber auch mit etwas Vorfreude auf mehr Platz in den heimischen vier Wänden zurück.

Die Vorbereitungen auf die Reise waren dieses Mal aus Zeitgründen weniger intensiv als bei unseren vorherigen Trips wie z.B. nach Kalifornien. Außer einem Ticket für die Fähre nach Schweden und zwei Nächten auf Campingplätzen hatten wir nichts im Vorfeld gebucht, nur eine grobe Route festgelegt. Aber das ist ja auch das Tolle an der Reise mit einem Wohnmobil: Man ist total flexibel und kann sich auch mal spontan entscheiden irgendwo zu bleiben, wenn es einem besonders gut gefällt. So wurde oft erst am Abend die Reiselektüre ausgepackt und entschieden, wohin uns der Weg am Tag danach führen sollte.

Ursprünglich hatten wir gedacht, dass 4 Wochen ein ausreichend langer Zeitraum ist, um entspannt Süd-Norwegen und Süd-Schweden zu erkunden. Wir hatten jedoch unterschätzt, dass bereits die Anreise einige Tage dauert und dass längere Strecken mit Baby nicht immer machbar sind. Außerdem ist man besonders in Fjord-Norwegen dazu gezwungen, die kurvigen Straßen im gemächlichen Tempo zu befahren, erst recht mit einem großen Wohnmobil. Zudem hat uns Norwegen dann so begeistert, dass wir hier die meiste Zeit verbrachten. In Süd-Schweden sind wir dann zu einem altbekannten und heiß geliebten Ort gefahren, um dort etwas zu entspannen und familiäre Atmosphäre zu genießen. Kopenhagen, eine unserer absoluten Lieblingsstädte, setzten wir dann auch noch auf unsere Rückwegsroute ...   

Teil 1 - Von Bad Nauheim über Dänemark nach Göteborg und Oslo

Am ersten Abend auf einem von Wald umgebenen Campingplatz bei Hamburg prasselt der Regen auf unser Wohnmobil-Dach und verbreitet ein erstes romantisches Camping-Gefühl. Am zweiten Abend landen wir dann in Fredrikshavn (Dänemark) auf einem riesigen Familien-Campingplatz, der eher professionell-kühle Atmosphäre ausstrahlt. Nur der weitläufige Sandstrand in unmittelbarer Nähe und die Aussicht auf die Weiterfahrt nach Schweden am nächsten Morgen können mich etwas versöhnen. Bereits jetzt erahne ich, wie abwechslungsreich dieses Reise noch werden wird.  

Tag 3: Nach einer 4-stündigen Fahrt mit der Fähre kommen wir in Göteborg an. Bereits die Fahrt in den Hafen macht Lust auf mehr: Schärenartige Formationen, alte Hafengebäude und neue, futuristisch wirkende Wohngebiete sorgen für ein kontrastreiches Stadtbild. Wir haben Glück und ergattern einen der beliebten Stellplätze im zentrumsnahen Naherholungsgebiet Skatås. Am Abend spazieren wir durch den Wald, einmal um den See, vorbei an kleinen Holzhütten, in denen die Göteborger Sportvereine untergebracht sind. Ich fühle mich an alte Pippi Langstrumpf-Filme erinnert. 

Von diesem Campingplatz im Grünen sind es nur wenige Kilometer in die Stadt, perfekt für eine Fahrradtour am nächsten Tag. Erstes Ziel ist Haga, das alte Viertel der Stadt mit gut erhaltenen, restaurierten Holzhäuschen. Danach geht es zur Parkanlage Trädgardsföreningen, die an diesem Tag bei bestem Wetter einem schwedischen Bilderbuch entsprungen sein könnte. Im "Magasin Gatan" schlendern wir an vielen kleinen Kinder- und Einrichtungsläden vorbei und stärken uns in einem der Cafés für die kräftezehrende Fahrt zurück (Berg hoch!).

An Tag 5 entscheiden wir spontan am Nachmittag von Göteborg nach Oslo durchzufahren (ca. 300 km). Das Wetter ist trist und so können uns die netten kleinen Küstenorte nördlich von Göteborg nicht lange aufhalten. Die Campingplatz-Suche gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn viele haben erst Anfang Juni geöffnet. Auf dem schön gelegenen Bogstad-Campingplatz finden wir noch ein Plätzchen. Von hier geht es am Tag danach mit dem Bus in das Zentrum Oslos. Wir landen in der neugebauten Hafengegend und im "House of Oslo", einem Design-Shoppingcenter. Im Viertel "Grünalokka" fühlen wir uns an Berlin erinnert und haben am Ende des Tages doch das Gefühl, diese Stadt nicht ansatzweise kennengelernt zu haben. 

Mit dem schlechten Wetter im Gepäck machen wir uns auf Richtung Südküste. Zum Glück hat der Wettergott ein Einsehen und verwöhnt uns schon kurz darauf mit warmen Temperaturen und viel Sonnenschein (mehr dazu in Teil 2).